Ja, das ist möglich.
Seit Mai diesen Jahres gibt es im Marburger Stadtteil Ginseldorf die Möglichkeit, eines von zwei E-Autos mittels CarSharing zu mieten.
Wie das funktioniert und was für ein erfolgreiches Projekt wichtig ist steht im folgenden Beitrag.
Dies ist ein Auszug aus dem Telefonat, das Jörg Articus (Autor dieses Textes), im Oktober 2022 mit Prof. Dr. Ralf Laging, dem Initiator des CarSharings in Ginseldorf, geführt hat.
Dabei ging es um Erfahrungen und Tipps zum Thema CarSharing im Marburger Stadtteil Ginseldorf mit ca. 700 EinwohnerInnen.
Wichtige Voraussetzung für das Gelingen des CarSharings im ländlichen Raum sind folgende Punkte:
- Das CarSharing wird durch einen Verein und ehrenamtliche Mitglieder betreut.
Wenn Fahrzeuge durch ein Unternehmen „einfach nur hingestellt werden“, funktioniert dies nicht. - Die Fahrzeuge müssen an gut erreichbaren Punkten stehen.
- Am Stellplatz muss es eine überdachte Fahrrad-Abstellmöglichkeit geben.
Grundlage für das CarSharing in Ginseldorf ist der Dorfladen, der seit 17 Jahren besteht.
Er ist nicht nur ein Laden, sondern wird auch als Treffpunkt sowie für Events genutzt und bietet so eine gute Möglichkeit, die Menschen anzusprechen.
Der Dorfladen ist als Verein organisiert. Wer das Carsharing nutzen möchte, muss der Vereinserweiterung „Plus“ beitreten.
Im Dorfladen können auch, kostenfrei, Lastenfahrräder ausgeliehen werden.
Diese wurden über verschiedene Geldgeber (Landwirtschaftsministerium, Regionalbudget, …) finanziert.
Dieses CarSharing Projekt des Dorfladens in Ginseldorf wird unterstützt und ermöglicht durch die Teilnahme am Pilotprojekt der AG Mobilität und Versorgung der Stadt Marburg, worüber für die ersten 3 Jahre die Kosten der Fahrzeugversicherung, der Buchungsplattform und für Beratung durch Experten übernommen werden.
Folgende Antworten bekam ich auf meine Fragen:
– welche positiven und negativen Erfahrungen gibt es bisher?
Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Die Nutzungen nehmen derzeit stark zu.
Auch die Tatsache, dass es E-Autos sind, ist kein Problem, da die Batteriekapazität für die Fahrten im Umfeld von 100 Kilometern völlig ausreichen und für längere Fahrten zum Laden der Fahrzeuge Ladekarten von verschiedenen Anbietern zur Verfügung stehen.
– was ist wichtig, um das Projekt zum Erfolg zu führen?
Die Fahrzeuge müssen gut erreichbar sowie schnell und kurzfristig buchbar sein.
So steht z.B. jeweils ein Fahrzeug im Oberdorf und eines im Unterdorf.
Die Fahrzeugnutzung verteilt sich auf 1/3 aus dem Ober- und 2/3 aus dem Unterdorf.
Es ist wichtig, dass das ganze vereinsbasiert stattfindet.
Der Verein muss mit dem Dorf zu tun haben; das Ganze muss bürgernah sein!
Wenn vorhandene Vereine diese Aufgabe nicht übernehmen wollen oder können, muss ein eigener Verein gegründet werden.
Info:
dieser Verein ist NICHT gemeinnützig, da er ja Gewinne erzielt. Das ist in der Regel bei allen CarSharing-Vereinen so. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die dennoch eine Gemeinnützigkeit erhalten haben. Das ist dann der Fall, wenn das CarSharing nur eine kleine Nebenaufgaben zu den ansonsten gemeinnützigen Zwecken des Vereins darstellt.
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